„Während einer laufenden Konzerttour einen Film zu drehen, ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits ergeben sich die Story und der Rahmen von ganz alleine – die Handlung spielt sich logischerweise zwischen Tourbeginn- und Ende ab. Andererseits lauert bei solchen Projekten auch immer Gefahr: Wie schafft man es als Filmemacherin, der Band auf Tour nicht bloss zu folgen – sondern mit ihr zu interagieren und bestenfalls auch intime Momente abzubilden?
Worum geht’s?
Regisseurin Cordula-Kablitz Post hat die Düsseldorfer Kult-Band gemeinsam mit Paul Dugdale 2018 auf ihrer Tour begleitet. Während sich Kablitz-Post auf das ‚Innenleben‘ der Band fokussierte, dokumentierte Dugdale die Konzerte. Entstanden ist mit ‚Weil du nur einmal lebst‘ eine Band-Dokumentation der anderen Art, die die Toten Hosen als Gruppe von Freunden, als Opinion Leader und Gesellschaftskritiker, als Punk-Liebhaber und Biertrinker, aber auch als Geschäftsmänner und natürlich professionelle Musiker zeigt – aber garantiert nicht als Langweiler. Authentisch bis zum Gehtnichtmehr.
Ist ‚Weil du nur einmal lebst‘ ein reiner Konzertfilm?
Mitnichten! Natürlich spielt die Musik der Toten Hosen eine grosse Rolle – jedoch nicht die übergeordnete. Die Tour 2018 bildet quasi den Rahmen des Films. Das Filetstück besteht aber (glücklicherweise!) nicht nur aus Konzertaufnahmen, sondern vielmehr aus persönlichen Momenten und einer Reihe von Anekdoten und Geschichten, die die Toten Hosen (vor allem Campino) als die normalen Menschen zeigen, die sie auch nach über drei Jahrzehnten Erfolgsgeschichte geblieben sind.
Wusstest du beispielsweise, dass Campinos Auto gestohlen wurde, einen Tag, nachdem die Hosen den Song ‚Bonnie & Clyde‘ rausgebracht hatten? Tja – das geschieht, wenn man besingt: ‚Komm, wir klauen uns ein Auto, ich fahr‘ dich damit rum‘.
Muss ich für den Film ein eingefleischter Hosen-Fan sein?
Nein! Oder sagen wir’s so: Wahrscheinlich bist du es danach. ‚Weil du nur einmal lebst‘ ist quasi die perfekte Einstiegsdroge für alle, die die Toten Hosen gerne mal kennenlernen würden – für die Hosen-Aficionados sowieso.
Und warum?
Weil der Film vor allem eine Geschichte von Freundschaft erzählt – die schon sehr lange anhält. Besser gesagt ist ‚Weil du nur einmal lebst‘ ein dokumentarisches Roadmovie: Wir begleiten eine Gruppe von Freunden auf ihrer Tour durch Europa (und Argentinien!) und lernen die Protagonisten dabei mit all ihren Macken kennen.
Alle Hosen-Fans werden sich freuen, wenn sie bei den Konzert-Mitschnitten laut mitsingen können. Für alle anderen ist Kablitz-Posts Film aber auch ein Zeitdokument: Kaum eine andere deutsche Band (die so erfolgreich ist!) engagiert sich beispielsweise schon seit Jahrzehnten politisch so stark – noch während ihrer Tour zeigten sie bei der #wirsindmehr-Bewegung in Chemnitz sehr klar, was sie von rechtspopulistischen Strömungen halten. Auch diese Episode findet im Film einen grossen Platz. …
Zu guter Letzt: Wie nahe komme ich den Toten Hosen wirklich?
Sehr nahe – also: Natürlich nicht physisch, aber irgendwie steht da wirklich nur eine Kinoleinwand zwischen euch. Die Toten Hosen sind eine Band zum Anfassen. Und genau das hat Regisseurin Cordula Kablitz-Post in ‚Weil du nur einmal lebst‘ auch zum Ausdruck gebracht. Die Jungs können auf Mega-Bühnen stehen und ganze Stadien mehrmals hintereinander füllen – nur einen Abend später spielen sie vielleicht schon im kleinen Club ums Eck und trinken ein (oder zwei) Bier mit dir.
Fan-Nähe ist den Toten Hosen genauso wichtig wie Offen- und Direktheit. Das spürt man auch im Film: Campino spricht zum Beispiel sehr offen über den Hörsturz, den er während der Tour erlitten hat – oder über seine politischen Anliegen, seinen Einsatz gegen Fremdenhass etwa. Im riesigen Staff, der die Band jeweils auf Tour begleitet, geht – trotz absoluter Professionalität – alles sehr familiär und freundschaftlich zu. Und: Wer fährt schon mit dem Fahrrad zum eigenen Konzert? Die Hosen natürlich!“